"Mit einem ökumenischen Gottesdienst hat die protestantische Dietrich-Bonhoeffer-Gemeinde am Sonntag Abschied von ihrem Kirchengebäude genommen. Zum Abschied von der Dietrich-Bonhoeffer-Kirche setzte die Septembersonne das Ensemble von Turm und Kirchengebäude im Pfeifertälchen noch einmal ins rechte Licht. Auch der beidseitig verglaste Kirchenraum zeigte sich im warmen Sonnenschein von seiner schönsten Seite.
„Menschen, denen die Kirche liebgeworden ist, wird der Abschied von dem Gebäude schwerfallen“, meint Dekan Richard Hackländer. Er erinnerte an den Architekten Hans-Georg Fiebiger, nach dessen Plänen die Kirche im Jahr 1967 als „großes und modernes Gotteshaus“ erbaut wurde. „Aus Beton sollte sie sein, die Seitenwände aus Glas sollten Licht hereinlassen, Fußboden und Decke aus besonderen Materialien sein. Ich mag diese Kirche“, sagte Hackländer. Doch hätten sich die Zeiten gewandelt, und der veränderte Bedarf breche gewachsene Strukturen auf. Zudem fehlten finanzielle Mittel sowie haupt- und ehrenamtliche Mitarbeiter.
„All das loszulassen tut weh.“ Doch angesichts gravierender Mängel der Fenster, die Feuchtigkeit und Rost begünstigten sowie den Innenraum im Sommer zum Tropenhaus werden ließen, der im Winter nicht zu heizen sei, sei eine grundlegende Renovierung nicht finanzierbar, bedauerte Hackländer. Claudio Caetano, Diakon in der Nachbarpfarrei Heilig Geist, erinnerte daran, dass die Dietrich-Bonhoeffer-Gemeinde in ihren Veränderungsprozessen nicht alleine dastehe. Die Heilig-Geist-Pfarrei habe bereits auf die Kirche St. Raphael, das Jugendheim in Einsiedlerhof sowie das Gemeindehaus von St. Konrad verzichten müssen. Absehbare Veränderungsprozesse stünden den Pfarreien von Kaiserslautern und den Dekanaten der Pfalz bevor.
Hackländer verdeutlichte: Bis 2030 müsse sich der Kirchenbezirk Kaiserslautern von 30 Prozent der kirchlich genutzten Gebäude trennen. Große Veränderungen gebe es auch beim Zuschnitt der Bezirke. Er sei froh, sagte der Dekan, dass die Dietrich-Bonhoeffer-Gemeinde als Teil des gemeinschaftlich verwalteten Pfarramtes Kaiserslautern-Nordstern weiterhin ihr Gemeindehaus nutzen kann. Dort finden seit Schließung der Kirche vor einem Jahr die Gottesdienste statt. Mit dem Erlös aus dem Verkauf des Kirchengebäudes soll das Gemeindehaus zu einem „multiprofessionellen Raum für Gottesdienste und Veranstaltungen“ umgebaut werden, erläuterte er.
Hackländer und Caetano stimmten überein: Künftig soll der Mensch noch mehr in den Mittelpunkt der pastoralen Arbeit gestellt und die Freude am Glauben geweckt werden. Gemeinsam haben sie sich vorgenommen, „christliche Werte zu bewahren und die Fackel des Glaubens weiterzugeben“. Caetano zitierte einen französischen Bischof: „Eine Kirche, die nicht dient, dient zu nichts.“
Dass den Protestanten der Abschied von der Dietrich-Bonhoeffer-Kirche nicht leicht fällt, zeigte sich, als Mitglieder des Presbyteriums liturgische Gegenstände wie Osterkerze, Kelch, Bibel, Taufschale und Altartuch aus dem Altarraum entfernten.
Musikalisch trugen Organistin Silke Bittmann und das Kolpingblasorchester unter der Leitung von Richard Tebuckhorst zum letzten Gottesdienst in der Dietrich-Bonhoeffer-Kirche bei, auf den ein Gemeindefest rund um den Kirchturm folgte."
Joachim Schwitalla, Foto: Joachim Schwitalla
